Kritische Psychologie

 


 


*Gute Neuigkeiten: Wir konnten Kim Wichera für einen zusätzlichen Vortrag am 07.07.2021 gewinnen! Alle Infos findet ihr unten*

Diese Vortragsreihe erkundet kritisch-psychologische Sichtweisen in verschiedenen Bereichen, wie Alltag und Technik, Gesundheit, Psychotherapie, Wissenschaft und Zusammenleben. Interdisziplinär werden die gesellschaftlichen Grundlagen und Einflüsse bei diesen Themen betrachtet und klassische psychologische Vorstellungen kritisch reflektiert. Das Individuum wird aufgezeigt als Subjekt-in-Gesellschaft. Was bedeutet z.B. Rassismus für die Psychotherapie? Was bedeutet Gesellschaft für die Wissenschaft? Sind gesellschaftliche Strukturen veränderbar? Wie lassen sich diese Felder verbinden?

Die über die Sektionsgrenze hinweg gemeinsam von den Fachschaften Psychologie und Soziologie organisierte Vortragsreihe möchte diesen Fragen nachgehen.

Die Vorträge finden jeweils mittwochs von 18:00 bis 19:30 über Zoomstatt. 

 


12.05.2021 - Erik Petter: Subjekte in Gesellschaft - Einführung in die Kritische Psychologie

Die Kritische Psychologie entstand in der Folge der der 68er-Studierendenbewegung an der Freien Universität Berlin. Sie stellt Konzepte bereit, die den Zusammenhang zwischen Individuum und Gesellschaft denk- und analysierbar machen. Dabei interessiert sie sich für die Möglichkeit zur Veränderung bestehender gesellschaftlicher Verhältnisse. Die Kritische Psychologie bietet den Menschen ein Analysewerkzeug, mit dem sie die gesellschaftlichen Grundlagen ihrer Handlungsproblematiken verstehen können. Ist das geschehen, können sie auch auf die Beseitigung dieser Problematiken hinarbeiten. Der Vortrag führt in die Grundkonzepte der Kritischen Psychologie ein und richtet sich an Interessierte ohne Vorkenntnisse.

 

zur Person

Erik Petter ist Diplom-Psychologe mit Zertifikat für personzentrierte Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen (GwG) und arbeitet in einer Jugendhilfeeinrichtung.

Hier der Vortrag von Erik Petter:

19.05.2021 - Ernst Schraube: Psychologie angesichts einer Welt in der Krise neu denken

Konfrontiert mit einer Welt, die sich sozial und ökologisch in einer tiefen Krise befindet, ist innerhalb der Wissenschaften eine kritische Selbstreflexion im Gang, wie moderne Wissenschaft einen Teil des Problems darstellt. Wissenschaftler*innen fragen, wie wir unser wissenschaftliches Selbstverständnis und unsere theoretischen und methodologischen Konzeptionen grundlegend überdenken müssen – um mit den Krisen und Problemen von heute sinnvoll arbeiten und zu einer möglichen zukünftigen Gesellschaft beitragen zu können. Im Vortrag wird an diesen Diskussionen angeknüpft. Unter Einbezug Kritischer Psychologie sowie eines laufenden Projektes zu Digitalisierung und Lernen werden Perspektiven vorgestellt, wie Psychologie zu einem solchen Neudenken beitragen kann.

 

zur Person

Ernst Schraube ist Professor für Sozialpsychologie der Technik am Institut für Mensch und Technik der Universität Roskilde in Dänemark. Mehr Infos: www.ruc.dk/~schraube

Hier findet ihr die Folien zum Vortrag.

09.06.2021 - Irmgard Tischner: Kritische Gesundheitspsychologie

Die Gesundheitspsychologie beschäftigt sich mit der Erforschung und Entwicklung von gesundheitsfördernden Interventionen und Maßnahmen, mit Gesundheitsverhalten, und dem Umgang mit Gesundheit und Krankheit. Hierbei hat sie vorwiegend das Individuum im Visier. Die kritische Gesundheitspsychologie wendet sich dagegen den Menschen als Teil einer diversen und komplexen Gesellschaft zu, und beschäftigt sich mit den gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Einflüssen auf Gesundheit und Gesundheitsverhalten. Der Vortrag gibt einen Überblick über die Themenfelder, sowie auch Ansätze und Perspektiven der kritischen  Gesundheitspsychologie, mit Fokus auf das Thema Körpergewicht und Gesundheitsverantwortung.

 

zur Person

Prof Dr. Irmgard Tischner ist Kritische Sozial- und Gesundheitspsychologin. In ihrer Forschung interessiert sie sich vor allem für Prozesse und Auswirkungen von sozialer Un/Gerechtigkeit und sozialen Machtverhältnissen, v.a. in den Themengebieten Gender, Embodiment, Gesundheit.

Hier findet ihr die Folien zum Vortrag.

16.06.2021 - Inga Oberzaucher-Tölke: Migration in der Psychotherapie: Fremdheit und Rassismus

Psychotherapie in der Migrationsgesellschaft wird in Fachdiskursen immer wieder unter Bezug auf ›Fremdheit‹ verhandelt. Im Vortrag werden zunächst einige psychoanalytische Diskurslinien nachgezeichnet: Fremdheit in der Entwicklungspsychologie, bei Freud, sowie in Analytischer Psychologie und Ethnopsychoanalyse. Im zweiten Teil werden rassismuskritische und postkoloniale Perspektiven vorgestellt, die Fremdheit als soziale Konstruktion vor dem Hintergrund historischer und aktueller Machtverhältnisse verstehen. Schließlich wird beides zueinander in Beziehung gesetzt und gefragt, was sich daraus für eine (Analytische) Psychotherapie in der (Post-)Migrationsgesellschaft ergibt.

 

zur Person

Dr.in phil. Inga Oberzaucher- Tölke, Diplom-Pädagogin, ist Analytische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin in Ausbildung mit den Arbeits- und Forschungsschwerpunkten Migration, Rassismus, Psychoanalyse und Diskursforschung.

Hier findet ihr den Artikel von Frau Dr. Inga Oberzaucher-Tölke.

23.06.2021 - Anita von Poser und Edda Willamowski: From Silent Participations to Phenomenological Go-alongs: A Psychological Anthropological Approach

Abstract: As psychological anthropologists we aim to give some ethnographic insights into our long-term interdisciplinary and applied research collaboration with colleagues from the field of transcultural psychiatry and psychology. We will first address some of the affective efforts involved in bridging different disciplinary traditions before we make a plea for the necessity of interdisciplinary and multi-perspectival research at the interface of ethnography and migration-related mental health-care intervention. In this context, we will pay particular attention to how we, as anthropologists, developed a psychological anthropological approach to patients’ embodied and emplaced experiences.

 

zu den Personen

Anita von Poser is Professor of Psychological Anthropology with a specific focus on ‘Migration, Psyche, and Aging’ at the Institute of Social and Cultural Anthropology, Freie Universität Berlin. She is also principal investigator of an interdisciplinary research project at the intersection of sociocultural anthropology and the psy-disciplines within the Collaborative Research Center 1171 Affective Societies: Dynamics of Social Coexistence in Mobile Worlds. She has conducted extensive ethnographic fieldwork both in Oceania (Papua New Guinea) and in diasporic life-worlds between Berlin and Vietnam.

Edda Willamowski is a social and cultural anthropologist and a Research Associate at the Collaborative Research Center 1171 Affective Societies at Freie Universität Berlin. She works in the interdisciplinary field of psychological anthropology and transcultural psychiatry with an interest in embodied and emplaced memories. Her current research project focuses on how migration and arrival circumstances influence social participation in the field of psychosocial care. Among her latest publications are “The Power of Shared Embodiment. Renegotiation of Non-/belonging and In/exclusion in an Ephemeral Community of Care” (with Anita von Poser, Culture, Medicine and Psychiatry, 2020).

Hier findet ihr die Folien zum Vortrag. Aus Datenschutzgründen mussten wir leider alle Fotos entfernen.

30.06.2021 - Stefan Meretz: Die konkrete Utopie einer freien Gesellschaft

Der Kapitalismus wird gemeinhin als freie Gesellschaft angesehen - und ist alles andere als das. Es ist eine Gesellschaft, die Freiheit mit Zwang kombiniert. Es die Freiheit der Privilegierten, die die Diskriminierten unsichtbar macht. Es ist der Zwang, den wir am effektivsten an uns selbst vollziehen, wenn wir die Logik "Nur wer etwas leistet, darf sich etwas leisten" akzeptieren. Es ist eine Logik der Destruktion von Menschen und Welt. Doch inmitten der Zerstörung wächst Neues, die Logik der Commons, die solidarische Beziehungen hervorbringt. Im interaktiven Vortrag wird gezeigt, wie die inkludierende Logik der Commons eine ganze Gesellschaft hervorbringen und den Kapitalismus endlich ablösen kann.

 

zur Person

Stefan Meretz ist Ingenieur und Informatiker und hat sich intensiv mit Kritischer Psychologie befasst. Er bloggt auf keimform.de und hat mit Simon Sutterlütti das Buch "Kapitalismus aufheben" veröffentlicht.

Hier der Vortrag von Stefan Meretz:

07.07.2021 - Kim Wichera: Einführung in die Antipsychiatrische Theorie und Praxis


Ein aktueller und historischer Einblick in die antipsychiatrische Theorie und Praxis. Was ist Antipsychiatrie? Wie lautet ihre Kritik an Psychiatrie und Psychologie und ist sie noch aktuell? Welche intersektionalen Schnittpunkte gibt es? Der Fokus liegt auf der Geschichte des Weglaufhauses "Villa Stöckle" als antipsychiatrischem Projekt, sowie auf aktuelle antipsychiatrische Diskurse, die die Erweiterung des Einflusses des psychiatrisches Systems in den Fokus nehmen.

zur Person

Kim Wichera arbeitet im Weglaufhaus „Villa Stöckle“ und ist eine antipsychiatrische Aktivist:in, Herausgeber:in und Künstler:in.