Herzratenvariabilität

Was ist die HRV?

Die Herzratenvariabilität (HRV) beschreibt das physiologische Phänomen, dass die Zeitintervalle zwischen zwei aufeinanderfolgenden Herzschlägen systematisch variieren. Sie ist ein Indikator für die Fähigkeit eines Individuums, die Herzfrequenz an wechselnde körperliche oder mentale Anforderungen anzupassen. In einem entspannten und erholten Zustand schlägt das Herz variabler als in einem gestressten Zustand. Generell ist eine ausgeprägte (hohe) HRV mit einem guten körperlichen und psychischen Gesundheitszustand verbunden.

Wodurch wird die HRV beeinflusst?

Im Allgemeinen sind wir uns den ständigen Schwankungen der Zeitintervalle zwischen zwei Herzschlägen nicht bewusst. Man kann ein Gefühl für die eigene HRV bekommen, wenn man am Handgelenk den Puls ertastet, während man einige Male tief ein- und ausatmet: Während der Ausatmung wird das Intervall zwischen den Schlägen länger (die Herzfrequenz verlangsamt sich) und während der Ausatmung kürzer (die Herzfrequenz erhöht sich). Dieses Phänomen wird als respiratorische Sinusarrhythmie bezeichnet. Neben der Atmung wird die HRV akut durch Bewegung, hormonelle Reaktionen, Stoffwechselprozesse, kognitive Prozesse, Stress und Erholung beeinflusst.

Wieso verändert sich die Herzfrequenz?

Veränderungen der Herzfrequenz werden durch das autonome Nervensystem vermittelt. Sowohl sympathische als auch parasympathische Fasern innervieren den Sinusknoten, den natürlichen Schrittmacher des Herzens. Metaphorisch kann man sich den Einfluss des Sympathikus als Gaspedal und den Einfluss des Parasympathikus als Bremse vorstellen: Wenn die Aktivität des Sympathikus zunimmt, steigt auch die Herzfrequenz an. Wenn diese Aktivität abnimmt, sinkt die Herzfrequenz. Umgekehrt sinkt die Herzfrequenz, wenn der Parasympathikus aktiv ist, und sie steigt, wenn die Aktivität des Parasympathikus abnimmt.

Warum ist eine hohe HRV gut?

Jeder Mensch hat eine individuelle Ausprägung der Herzfrequenzvariabilität, die von Alter, Geschlecht und genetischen Anlagen bestimmt wird. Studien haben gezeigt, dass eine höhere HRV (unter Berücksichtigung der o.g. Variablen) mit psychischer und körperlicher Gesundheit, einer hohen Lebensqualität und einer geringeren Anfälligkeit für Krankheiten in Verbindung gebracht werden kann. Eine gute Gesundheit ist im Allgemeinen durch ein relatives Gleichgewicht zwischen sympathischer und parasympathischer Aktivität gekennzeichnet, was auch als autonomes Gleichgewicht bezeichnet wird. Im Gegensatz dazu sind chronische Erkrankungen häufig mit einem autonomen Ungleichgewicht verbunden, was beispielsweise durch eine hyperaktive Sympathikus- und eine hypoaktive Parasympathikus-Aktivität gekennzeichnet ist. Ein breites Spektrum von Krankheiten, darunter Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychiatrische Störungen, werden mit einer chronisch verminderten Herzfrequenzvariabilität in Verbindung gebracht.

Wie kann die HRV gemessen werden?

In unseren Studien erheben wir die Herzrate und HRV mittels mobiler Elektrokardiographie (EKG). Dazu bringen wir entweder mehrere Elektroden eines mobilen EKG Geräts im Brustbereich an, oder wir verwenden einen Brustgurt, der mithilfe eines Herzraten Sensors unter maximaler Bewegungsfreiheit und hohem Tragekomfort die Aktivität des Herzens aufzeichnet. Nach der Aufzeichnung können wir verschiedene Maße der HRV mithilfe spezieller Algorithmen berechnen.