Vorschulkinder überschätzen das Wissen, was ihre Nächsten mit ihnen teilen

Es ist hilfreich, zu wissen, was Menschen, mit denen wir zu tun haben, wissen. Wenn ich zum Beispiel weiß, dass meine Freundin bereits meine Adresse kennt, kann ich sie einfach bitten, zu "meinem Haus" zu kommen anstatt jedes Mal meine vollständige Adresse angeben zu müssen, wenn ich sie zu mir einlade. Manchmal gehen wir jedoch davon aus, dass die uns nahestehenden Personen mehr Wissen mit uns teilen, als dies tatsächlich der Fall ist – ein Phänomen, das als "closeness-communication bias" bezeichnet wird. In diesem Fall könnte ich fälschlicherweise annehmen, dass mein Freund meine Adresse noch kennt, obwohl ich erst kürzlich in eine neue Wohnung gezogen bin! In einer Studie, die kürzlich im Journal of Experimental Child Psychology veröffentlicht wurde, untersuchten wir, ob 4- bis 6-jährige Kinder bereits vom "closeness-communication bias" betroffen sind. Wir baten die Kinder, ein Spiel zur Perspektivenübernahme zu spielen, entweder mit ihren Eltern oder mit einer Forschungsassistenz, die sie vorher noch nicht kannten. Bei diesem Spiel saßen die Eltern oder die Forschungsassistenz auf der gegenüberliegenden Seite eines Regals und baten die Kinder, verschiedene Gegenstände aus dem Regal zu holen. Der Trick bestand darin, dass die Kinder überlegen mussten, welche der Gegenstände ihr Partner sehen konnte, da nur ein Teil des Regals für die Eltern bzw. die Forschungsassistenz sichtbar war. Wir fanden heraus, dass die Kinder mehr Fehler machten (d. h. mehr Gegenstände auswählten, die ihr Partner nicht sehen konnte), wenn sie mit ihrer Betreuungsperson spielten, was darauf hindeutet, dass selbst Vorschulkinder den "closeness-communication bias" zeigen!

Anderson, L., Liberman, Z., & Martin, A. (2023). Shared social groups or shared experiences? The effect of shared knowledge on children’s perspective-taking. Journal of Experimental Child Psychology, 234, 105707.